Tierschutzpartei
Dortmund

Windkraft auch ohne Rotorblätter nutzen
Innovativer Ansatz für die Energiewende

09.03.2021

Energie aus erneuerbaren Quellen wird bei Verbraucher*innen immer beliebter, doch nur die wenigsten möchten eine Windkraftanlage mit ihren gewaltigen Rotorblättern direkt vor der eigenen Haustür haben. Die Lautstärke, stroboskopartige Schlagschatten und der Tod von Wildvögeln führen dazu, dass diese Erzeuger von sauberer Energie regelmäßig in der Kritik stehen – Dadurch sind sie wohl auch derzeit alles andere, als „beliebte Nachbarn“.

Das spanische Start-Up Unternehmen Vortex Bladeless entwickelte genau auf Basis dieser Kritikpunkte ein innovatives Konzept, um die kinetische Energie des Windes zu nutzen, dies aber komplett ohne Rotorblätter. Dort wo sie aufgestellt werden, ragen lediglich lange, futuristisch anmutende weiße Türme in den Himmel, die streckenweise eher an Designerlampen, als an einen weiteren Mosaikstein für die Energiewende denken lassen.

Laut Angaben der Hersteller ist die Energieausbeute rund 30 Prozent geringer als bei einem vergleichbaren Windrad, allerdings stehen dem auf der Gegenseite ein um 40 Prozent verringerter Anschaffungspreis und sogar um 80 Prozent reduzierte Wartungskosten entgegen. Den Nachteil der geringeren Energieausbeute wollen die spanischen Ingenieure damit kompensieren, dass die Anlagen näher beieinanderstehen können und es somit möglich wird, mehr Windkraftanlagen auf weniger Platz zu errichten.

Funktionsprinzip & Zielsetzung

Ähnlich wie ein konventionelles Windrad müssen die Anlagen am Boden verankert werden, wo der Aufbau dann durch den Wind in Schwingungen versetzt wird. Das Grundprinzip kann man dabei eher mit einem Pendel vergleichen, denn tatsächlich wird der Strom nicht über einen Generator, sondern durch einen piezoelektrischen Effekt aus der oszillierenden Bewegung des Turms gewonnen. Die elektrische Spannung entsteht direkt durch die elastische Verformung des Materials. Das System kommt weitgehend ohne bewegliche Teile aus, was zu den geringen Wartungskosten führt. Die Lebensdauer wird allein von der Ermüdung des Materials bestimmt. Dadurch das die Teile länger als 20 Jahre halten sollen, sehen die Erfinder darin auch einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.

Die Zielsetzung der spanischen Firma Vortex Bladeless ist dabei jedoch weniger der Aufbau von großen Windparks, sondern eine Koexistenz mit herkömmlichen Anlagen und vor allem die Stärkung der dezentralen Stromversorgung. Dadurch, dass die schwingenden Säulen keinen hörbaren Schall erzeugen sollen, würden Sie sich laut Hersteller auch für die Nutzung auf Wohngebäuden empfehlen. So könnten bereits wenige der nur etwa drei Meter hohen Säulen einen Haushalt mit Strom versorgen.

Die Idee, diese Kräfte zu nutzen, ist dabei nicht neu: Bereits seit mehreren Jahren experimentieren Forscher mit den unsteten Verwirbelungen, die in direkter Umgebung von hoch aufragenden Gebilden entstehen. Der Effekt wird von vielen sogar als „Erzfeind“ von Architekten bezeichnet, denn starker Wind lässt Wolkenkratzer, die nicht gegen Verwirbelung gewappnet sind, vibrieren. Sie können dadurch mittel- und langfristig schweren Schaden nehmen.

Kritikpunkte & Zukunftsaussicht

Experten und Wissenschaftler sehen neben der geringeren Windaufnahme vor allem bei zunehmenden Windgeschwindigkeit und daraus resultierenden wechselnden Frequenzen große Schwierigkeit eine kontinuierliche Stromproduktion zu gewährleisten. Andere stellen die Behauptung von Vortex in Frage, die neuartigen Windturbinen seien nahezu geräuschlos.

Auch der Bundesverband WindEnergie äußert sich in einer Stellungnahme zurückhaltend kritisch und verweist darauf, dass sich die Technik zunächst erst noch bewähren müsse, um wirklich eine Einschätzung geben zu können, ob ein Einsatz hinsichtlich Effizienz und Kosten sinnvoll sei.

Leider ist das innovative Konzept seit den ersten Medienvorstellungen im Jahr 2015 immer noch nicht aus dem Prototypen-Status in eine Serienproduktion übergegangen. Noch im letzten Jahr sprachen die spanischen Erfinder davon, in den nächsten zwei bis drei Jahren diesen wichtigen Schritt gehen zu wollen und auch größere Anlagen von bis zu 100m Höhe zur Serienreife bringen zu wollen.

Symbolbild - (Foto: © Vortex Bladeless)

Pressekontakt:

Sebastian Everding
sebastian-everding@tierschutzpartei.de