Tierschutzpartei
Dortmund

Internationale Brieftaubenmesse in Dortmund

05.01.2020

An diesem Wochenende werden in Dortmund über 12.000 Besucher bei der internationalen Brieftaubenmesse erwartet.

Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter verkündet einmal mehr mit Stolz, dass es sich bei der Veranstaltung mit 200 Ausstellern aus ganz Europa und Asien um die weltgrößte Ausstellung dieser Art handelt, bei der in diesem Jahr neben den Brieftaubenzüchtern erstmals auch Ziervogelhalter vertreten sind.

Erst vor Kurzem hat der Verband erneut versucht, die Brieftaubenzucht zum bundesweiten immateriellen Kulturerbe benennen zu lassen – unbeeindruckt davon, dass er mitverantwortlich für unsägliches Leid in Deutschlands Städten und Kommunen ist.

Gott sei Dank erfolglos.

Laut Verband gibt es in Deutschland derzeit von ehemals 100.000 noch rund 30.000 Brieftaubenzüchter, von denen geschätzt jeder Zweite im Ruhrgebiet ansässig sein soll.

Doch wenn man glaubt, die Brieftaubenzucht sterbe aus, dann irrt man sich, denn kaum bekannt ist, dass die Tiere heutzutage weltweit als Geldanlage betrachtet werden.

Laut Richard Groß, dem Präsidenten des Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V. mit Sitz in Essen, hätten besonders die chinesischen Taubenzüchter „einen Faible für deutsche Brieftauben“ und seien bereit, Summen von mehreren hunderttausenden Euro für die Tiere zu zahlen.

So wurde im März 2019 die belgische Brieftaube „Armando“ für 1,25 Millionen Euro versteigert.

Die Tierschutzpartei NRW verurteilt den Brieftaubensport und sieht diesen nicht im Einklang mit dem Tierschutzgesetz.
Bei Wettbewerben, besonders bei den Distanzflügen, werden jährlich etliche Tiere verletzt, getötet oder gehen einfach „verloren“, was langanhaltende Qualen bedeutet, da Brieftauben nicht in der Lage sind, selbstständig in der Natur zu überleben und sich nur selten den sogenannten Stadttauben anpassen können.

Verletzte, leistungsschwache und unbrauchbare Tiere werden „selektiert“.

Dies bedeutet in der Regel, dass sie der Schlachtung zugeführt werden. Da Brieftauben nicht der Lebensmittelgewinnung zugeführt werden dürfen, werden die Tiere angeblich zur Deckung des eigenen Lebensmittelbedarfs der Züchter genutzt.

Nach Auffassung des Verbandes gehen die Züchter bei der Schlachtung grundsätzlich mit der erforderlichen Sachkunde vor. Doch wer prüft das??

„Auch die Hausschlachtung von Geflügel unterliegt gesetzlichen Bestimmungen. Das Gesetz besagt, dass jedes Wirbeltier vor der Tötung betäubt werden muss. Wer glaubt, dass alle Brieftaubenzüchter ihre als unbrauchbar eingestuften Sportgeräte warmherzig betäuben, bevor sie ihnen den Hals umdrehen, ist naiv.
Die Tiere werden schlicht entsorgt, wenn sie sich nicht mehr rentieren. Und es gibt keinerlei Kontrollinstanz, die das händeln könnte.“ sagt Sandra Lück, Landesvorsitzende NRW. „Welche Behörde soll nachhalten können, ob die Taube sich auf ihrem Heimweg verirrt hat, oder sachkundig mit vorheriger Betäubung getötet wurde?“

Angelika Remiszewski, Regionalgruppenleiterin Dortmund ergänzt: “ Das Elend der Stadttauben ist groß, häufig kümmern sich nur private Initiativen um die Tiere, viele Städte und Kommunen setzen auf Taubenabwehr statt Tierschutz, obwohl die ansässigen Brieftaubenvereine mitverantwortlich für die hohe Population der Stadttauben sind.
Auch in Dortmund gibt es schon seit 1983 ein Fütterungsverbot für Stadttauben, aber keine betreuten Taubenhäuser, um das Elend der Tiere einzudämmen.

Dass hier die weltgrößte Messe für Brieftaubenzucht ausgerichtet wird, während die Stadt bisher nicht in der Lage ist, Stadttaubenleid zu minimieren, grenzt an Hohn“

Angelika Remiszewski, ebenfalls Mitglied im Landesvorstand NRW der Tierschutzpartei, setzt sich seit geraumer Zeit für den städtischen Taubenschutz nach dem Augsburger Modell ein und arbeitet derzeit an einem Antrag an den Dortmunder Rat.

Für Samstag ruft das Stadttaubenprojekt Dortmund Körne West von 8.30 Uhr bis 17 Uhr zur Mahnwache vor der Westfalenhalle am Rheinlanddamm auf. Wir wünschen uns viel Unterstützung für diese wundervolle Initiative vor Ort, um den Tieren eine Stimme zu geben!

Einsame Stadttaube im Straßengraben

Pressekontakt:

Sebastian Everding
sebastian-everding@tierschutzpartei.de